Eine galoppierende Inflation und die Leitzinsanhebungen der Zentralbanken bestimmen den kurzfristigen Ausblick für Anleihen – auf längere Sicht sorgen jedoch strukturelle Einflüsse für Veränderungen in der Art und Weise, wie Anleger Fixed-Income-Allokationen umsetzen und verwalten.
Unsere neue globale Studie, für die 700 institutionelle Anleger und Personen mit Verantwortung für Anlageentscheidungen befragt wurden, zeigt, dass börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETFs) ein zunehmend wichtiges Werkzeug im sich wandelnden Fixed-Income-Umfeld sind.
Daten der New York Stock Exchange (NYSE), der weltgrößten Börse, zeigen, dass das verwaltete Vermögen (Assets under Management, AUM) in Fixed-Income-ETFs von 574 Mrd. USD im Jahr 2017 auf 1,28 Bio. USD im Jahr 2021 angestiegen ist. Die Anzahl der Fonds ist ebenfalls stark gewachsen, von 278 auf beinahe 500 im selben Zeitraum.1
Unsere Umfrage 2022 zeigt, dass sich die Rolle von ETFs bei der Portfoliostrukturierung auf Nicht-Core-Sektoren ausweitet. Beispielsweise sagen 62 % der Anleger, die in den nächsten 12 Monaten ihr Engagement in Hochzins-Unternehmensanleihen vergrößern werden, dass sie wahrscheinlich ETFs hierfür verwenden werden. Dasselbe gilt für 53 % der Befragten für Schwellenländeranleihen.
Wir sehen, dass die Nutzung gestiegen ist im Vergleich zu unserer Fixed-Income-Umfrage 2021, Vorbereitung auf den großen Shift.2 Damals setzten 50 % der Anleger ETFs in signifikantem Maß ein, um Kernallokationen aufzubauen, beispielsweise in Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen, aber nur 27 % verwendeten ETFs außerhalb ihrer Kernallokationen. Der Anstieg in nur etwas mehr als einem Jahr ist bemerkenswert.
Dieser Trend ist unter den großen Instituten in der Umfrage stärker ausgeprägt: 68 % derjenigen mit AUM über 10 Mrd. USD werden wahrscheinlich ETFs für die Einrichtung neuer Engagements in Hochzins-Unternehmensanleihen einsetzen, während 88 % dies im Bereich Schwellenländeranleihen tun werden.
Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass Anleger sich zunehmend ETFs zuwenden, selbst in weniger effizienten Sektoren (siehe Abbildung 2). Ein Grund scheint hierfür zu sein, dass manche Anleger breite Beta-Engagements mit spezialisierteren aktiven Strategien in diesen Sektoren kombinieren. Beispielsweise werden unter den Befragten, die eine Steigerung ihrer hochverzinslichen Allokationen planen, 44 % eine Mischung aus Index- und aktiven Strategien verwenden, während 47 % dies für Allokationen von Schwellenländeranleihen tun werden.
Es sind jedoch nicht nur indexnahe ETFs, die im Fixed-Income-Bereich zunehmend das Interesse auf sich ziehen. Die Netto-Zuflüsse in aktiv verwaltete Anleihen-ETFs erreichten gemäß EPFR-Daten im letzten Jahr einen Rekordwert.3
Die häufige – in manchen Fällen tägliche – Offenlegung der Positionen könnte in Verbindung mit der gegenüber aktiven Investmentfonds höheren Liquidität zunehmend attraktiv für Anleger sein, die nach effizienten Wegen für die Neugewichtung ihrer Portfolios suchen und gleichzeitig die Vorteile aktiver Strategien beibehalten wollen.
„Ich denke, dass in hochvolatilen Märkten eine aktivere Verwaltung nötig ist. Und wenn man im ETF-Prospekt Dinge sieht, die es einem aktiv verwalteten ETF ermöglichen, wirklich auf Volatilität und plötzliche, starke Veränderungen im Markt zu reagieren, sollte das die Performance unterstützen.“
– Ein Fixed-Income-Manager bei einem US-Vermögensverwalter
Unsere Umfrageergebnisse legen nahe, dass Großinvestoren, die bereits einen Teil ihrer Fixed-Income-Portfolios intern verwalten oder sich auf dem Weg dorthin befinden, die Akzeptanz aktiver ETFs voranbringen könnten – insbesondere in den Regionen Asien/Pazifik und Europa.
Die Fixed-Income-Märkte erlebten im ersten Halbjahr 2022 signifikante Volatilität. Aufgrund des Anstiegs der Inflation in den USA auf ein 40-Jahres-Hoch4 strafften die US Federal Reserve (Fed) und andere Zentralbanken ihre Geldpolitik und beschlossen Leitzinsanhebungen.
In dieser Umgebung ergab unsere Umfrage, dass eine signifikante Anzahl von Anlegern eine Kürzung ihrer Portfolioduration plante oder bereits umgesetzt hat.
Die große Anzahl der für Anleger verfügbaren Anleihe-ETFs und der einfache Zugang zu den Fonds erleichtern Anlegern die zielgerichtete Anpassung der Duration.
Ein Fondsmanager bei einem Vermögensverwalter im Vereinigten Königreich sagte, seine Firma habe in den vergangenen 18 Monaten die Duration ihrer Fonds verkürzt:
„Wir haben eine sehr lange Liste bevorzugter Fonds, dank der wir Anpassungen bei Sektoren und Duration vornehmen können – ob ultrakurze Anlagen, 1–3 Jahre, 0–5 Jahre oder 10 Jahre, wir haben für alle diese verschiedenen Laufzeitbereiche ein Instrument, welches uns bei der Neugewichtung hilft.“ In Hinblick darauf erklärt er:
„Mit ETFs kann man über passive Strategien sehr zielgerichtet im Fixed-Income-Bereich investieren. Früher war es so, dass man mit allen Fälligkeiten in einem breit aufgestellten Engagement engagiert war. Jetzt gibt es ein Vehikel für so gut wie jede Duration, die man benötigt.”
Als Reaktion auf den Druck der vorhergehenden Niedrigzinsumgebung hatten viele institutionelle Anleger ihre Allokationen von nicht-liquiden Ertragsquellen wie Privatmarktanlagen erhöht.
Das in Private Debt verwaltete Vermögen wird laut Preqin, einem Anbieter von Daten über alternative Anlagen, bis 2026 voraussichtlich 2,69 Bio. USD erreichen und damit Immobilien überholen.5 Damit gehört die Erhöhung der Portfolioliquidität zu den Hauptanliegen der Umfrageteilnehmer weltweit.
Die Anleger in unserer Umfrage haben ihre privat platzierten Allokationen in den letzten drei Jahren hauptsächlich aus liquiden Quellen wie öffentlichen Anleihen und Barmitteln finanziert (siehe Abbildung 6).
Während der Anstieg bei privaten Allokationen die Rendite- und Ertragsprofile von Anlegern gestärkt haben mag, bietet er jedoch weitaus weniger Liquidität im Vergleich zu einer Kombination aus konventionelleren Fixed-Income-Instrumenten, Barmitteln und Aktien.
Die Anleger in unserer Umfrage setzen eine Reihe von Strategien um, die das erhöhte Liquiditätsrisiko eines größeren Engagements in Privatmarktanlagen verwalten sollen. Einschließlich der Nutzung von Fixed-Income-ETFs.
„Es gibt ETFs auf dem Markt, die sowohl ein höheres Renditeprofil als auch die Liquidität bieten, um als Finanzierungsquelle eingesetzt werden zu können, oder die mit einer Private-Credit-Allokation kombiniert werden können.“
– Bill Ahmuty, Head of SPDR ETF Fixed Income Group bei State Street Global Advisors.
Insbesondere für Pensionsfonds ist es unerlässlich, die Auswirkungen einer Neugewichtung zwischen öffentlichen Anleihen und Privatmarktanlagen im Kontext der Gesamtliquiditätsanforderungen der Anlage zu bewerten. ETF-Allokationen können Systemen dabei helfen, sicherzustellen, dass sie die Flexibilität besitzen, um kurzfristige Pensionsverpflichtungen zu erfüllen, und gleichzeitig eine Maximierung der langfristigen Erträge anzustreben.
Ein Fixed-Income-Manager bei einem US-Vermögensverwalter sagt, dass höhere Liquidität einer der wichtigsten Vorteile von ETFs als Portfolio-Bausteinen ist:
„ETFs können ein hervorragendes Instrument sein, wenn man Allokationen in einem bestimmten Sektor aufbauen möchte. Sie stellen hohe Liquidität bereit, sind einfach in der Verwendung und man muss keine hohen Transaktionskosten befürchten, da diese leicht überwacht werden können“, sagt er. „Aber wenn man Alpha generieren will, muss man auch verschiedene aktive Strategien mit einbeziehen, da man sich nicht einfach darauf verlassen kann, im richtigen Sektor eine hohe Gewichtung aufzuweisen.“
Die globale Finanzkrise hat zu einem anhaltenden Zeitraum historisch niedriger Zinssätze geführt, der mehr als ein Jahrzehnt angehalten und Anleger dazu gezwungen hat, Effizienzen in Fixed-Income-Portfolios zu steigern.
Das bleibt auch heute eine Priorität: 46 % unserer Befragten sagten, dass ihre Organisationen unter hohem Druck stehen, die Gebührenbudgets in ihren Fixed-Income-Allokationen effizienter zu nutzen.
Dieser Druck hat dazu geführt, dass manche Anlageeigentümer interne Anlageteams aufbauen, statt sich hauptsächlich auf externe Verwalter zu verlassen. Unsere Umfrage ergab, dass von den Anlageeigentümern, die unter Druck standen, im Fixed-Income-Bereich effizienter zu sein, 46 % planen, in den nächsten 12 Monaten einen Teil ihres Portfoliomanagements zu internalisieren, gegenüber 31 %, die nicht demselben Druck aufgrund von Gebühren unterliegen.
Die Bewegung hin zur Internalisierung weist je nach Region signifikante Unterschiede auf. In der Asien-Pazifik-Region beabsichtigen 64 % der Anlageeigentümer, in den nächsten 12 Monaten einen Teil ihres Fixed-Income-Portfolios unter interne Verwaltung zu bringen, gegenüber 45 % in Europa und nur 8 % in Nordamerika.
Die Größe der Organisation spielt eine Rolle bei der Entscheidung: 64 % der größten befragten Anlageeigentümer (über 10 Mrd. USD verwaltetes Vermögen) bringen einen Teil des Portfolios unter eine interne Verwaltung, während es bei denen mit weniger als 3 Mrd. USD AUM nur 34 % sind.
Während sie Entscheidungen zur Internalisierung ihrer Geldbestände treffen, müssen Anlageeigentümer über effiziente Wege nachdenken, um mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen Fixed-Income-Engagements aufzubauen. Unsere Umfrage ergab, dass diejenigen Anlageeigentümer, die in den nächsten 12 Monaten Fixed-Income-Portfolios internalisieren möchten, ETFs als wichtiges Werkzeug für den Aufbau ihres Engagements ansehen.
Mithilfe von ETFs können Anleger ihre Allokationsmodelle umsetzen, ohne große interne Teams für die Verwaltung zu benötigen.
„Wenn man nicht ausreichend Ressourcen besitzt, aber ein Engagement in dieser Anlageklasse benötigt, sind ETFs das Richtige. Man braucht einen Experten, der das Engagement managt, aber man benötigt nicht all die internen Systeme, um das Portfolio zu verwalten. Es lässt sich einfach vergrößern und verkleinern und man erhält, je nach ETF, zusätzlich noch Diversifizierung.“
– Ein Fixed-Income-Manager bei einem US-Anlageeigentümer.
Anleger sehen sich wachsendem Druck ausgesetzt – aus Risiko-, Performance- und Aufsichtsperspektive – sicherzustellen, dass ihre Fixed-Income-Portfolios ESG-Themen mit berücksichtigen.
Unsere Umfrage ergab, dass die Integration von ESG-Gesichtspunkten für Vermögensverwalter, Wealth Manager und betriebliche Rentenfonds das Thema mit der höchsten Priorität ist, das sie in den nächsten 12 Monaten in ihren Fixed-Income-Allokationen berücksichtigen wollen.
Die Umfrage zeigte regionale Unterschiede: 44 % der nordamerikanischen Befragten nennen ESG-Integration als höchste Priorität, während es in Europa 38 % und in APAC nur 36 % sind. Wir sind der Ansicht, dass sich die Befragten in Nordamerika im Anfangsstadium der ESG-Integration befinden. Es werden grundlegende Rahmenkonzepte entwickelt, damit in den nächsten 12 Monaten mit höherer Wahrscheinlichkeit ESG zu einer Priorität entwickelt werden kann. Europäische Marktteilnehmer sind parallel in Bezug auf die ESG-Integration bereits weiter.
Hinsichtlich der Einbeziehung von ESG ist die wichtigste Priorität für Pensionsfonds (35 %) und Anlageverwalter (47 %) in den nächsten 12 Monaten, sicherzustellen, dass alle Fixed-Income-Strategien die in ihrem grundlegenden Rahmenkonzept festgelegten ESG-Kriterien erfüllen. Die Befragten in Stiftungen und assoziierten Vermögen (mit Sitz in Nordamerika) werden sich mit höherer Wahrscheinlichkeit zunächst auf die Entwicklung dieser Rahmenkonzepte konzentrieren.
Anleger denken zunehmend darüber nach, wie sie präziser definierte ESG-Ziele auch in Fixed-Income-Portfolios erreichen können. Beispielsweise ist das „Paris-Alignment“ zum beliebtesten Ansatz der ESG-Integration geworden und 46 % der Umfrageteilnehmer versuchen, Portfolios mit „Paris-Aligned“-Benchmarks zu vergleichen. Wissenschaftlich begründete Ziele für den Wandel (34 %) und ESG-Tilting (34 %) sind ebenfalls beliebte Ansätze – einschließlich der Einbeziehung von ESG-Risiken und Chancen in die traditionelle Finanzanalyse mithilfe eines Gewichtungssystems.
Während Anleger in den nächsten 12 Monaten ihre ESG-Ziele verfolgen, werden ETFs als wichtige Werkzeuge angesehen werden, insbesondere für Pensionsfonds und Anlageverwalter.
Für Anleger, die ESG-Standards bis zu den in ihrem grundlegenden Rahmenkonzept festgelegten Niveaus in Fixed-Income-Portfolios integrieren wollen, können ESG-ETFs als Bausteine dienen, um bestehende Portfoliostrukturierungsmodelle nachzubilden und gleichzeitig ein ähnliches Risiko-Ertrags-Profil für das Portfolio aufrechtzuerhalten. Index-ETFs können ebenfalls ein hilfreiches Werkzeug zur Unterstützung konkreterer ESG-Ziele sein. Wenn sich Anleger beispielsweise verpflichten, sich an den Zielen des Pariser Abkommens auszurichten, können ETFs dabei helfen, die Diversifizierung aufrechtzuerhalten, während Emittenten über einen regelbasierten Ansatz anhand verschiedener Emissionskennwerte neu gewichtet werden.
„Die Transparenz von Index-ETFs ist ein echter Vorteil. Die Einbeziehung von ESG-Scores und/oder Klimazielen ist komplex, daher kann ein Index, der durch seine Konstruktion garantiert, dass bestimmte Ziele in Bezug auf die Verbesserung von ESG-Scores oder die jährliche Senkung der CO2-Emissionen eingehalten werden, sehr wertvoll für Anleger sein, die sich zu einem solchen Weg verpflichten.“
– Antoine Lesne, Head of SPDR ETFs EMEA Strategy and Research bei State Street Global Advisors
Das Fixed-Income-Umfeld ändert sich, während Anleger traditionelle Ansätze für den Aufbau von gewichteten Portfolios neu überdenken, ESG-Gesichtspunkte mehr Aufmerksamkeit erhalten und Produktinnovationen neue Wege für die Umsetzung von Strategien schaffen.
ETFs sind ein wichtiger Teil dieses Wandels. Die Anzahl der verfügbaren Fonds und das in Index-Fixed-Income-ETFs verwaltete Vermögen sind in den letzten Jahren gestiegen. Neuerdings auch in aktiven ETFs und bieten Anlegern ein größeres Sortiment an Werkzeugen für die Erfüllung ihrer Renditevorgaben.
Unsere Umfrage ergibt, dass immer mehr institutionelle Anleger ETFs einsetzen, um Allokationen im Fixed-Income-Sektor effizient aufzubauen, aktives Management einzubeziehen und ausgewogene Liquiditätsprofile für Portfolios zu erhalten.
In Anbetracht der Trends, die die Zukunft des Fixed-Income-Sektors formen, sind wir davon überzeugt, dass der Nutzen von ETFs weiterhin steigen wird.